Die „Zielona 7“ (Der grüne 7) ist eine inoffizielle Radroute auf wenig befahrenen Straßen zwischen Warszawa (Warschau) und Gdańsk (Danzig). Ich wollte sie schon lange fahren und vor Kurzem hat es endlich geklappt.

Die Route ist nicht offiziell beschildert, daher lohnt es sich, die GPX-Datei herunterzuladen. Sie ist ca. 400 km lang und verläuft fast ausschließlich auf Asphalt. Offiziell führt sie von Warschau nach Danzig, ich bin sie jedoch in umgekehrter Richtung gefahren.

Freitag nach der Arbeit bin ich mit dem Zug nach Danzig gefahren, habe dort im Hostel übernachtet und am nächsten Tag um 5:30 Uhr Richtung Drwęck bei Olsztynek gestartet, wo ich eine Unterkunft gebucht hatte.

Am Anfang führt die Strecke größtenteils über Radwege. So bin ich bis Sobieszewo gekommen und habe dort kurz am Strand Halt gemacht.

Strand in Sobieszewo
Strand in Sobieszewo am frühen Morgen

Ein bisschen geschaut, Fotos gemacht – es fiel mir schwer, diesen leeren, stillen Strand wieder zu verlassen, aber ich musste weiter fahren.

Ein Stück weiter in Świbno nimmt man die Fähre nach Mikoszewo. Um 8 Uhr morgens kein einziges Auto, nur Radfahrer :) Die Fähre fährt alle 30 Minuten, ein Fahrradticket kostet 5 zł.

Fähre Świbno – Mikoszewo

Unterwegs habe ich den GPS-Track von dieser Seite benutzt: www.zielona7.pl/trasa-mapa/. Erst später habe ich gemerkt, dass er im Norden leicht von der Karte auf www.zielona7.pl/mapa/ abweicht. Laut Track hätte ich bis Stegna und dann nach Nowy Dwór Gdański fahren sollen. Ich bin aber schon in Jantar auf eine Nebenstraße Richtung Rybina abgebogen.

Ein sehr schöner Abschnitt – im Gegensatz zur Strecke von Rybina nach Nowy Dwór Gdański. Schmale, stark befahrene Straße; besser wäre es vermutlich gewesen, die Stadt wie auf der zweiten Karte zu umfahren. Zum Glück nur 10 km, danach geht es wieder auf ruhigen Dorfstraßen weiter.

ruhige Nebenstraße
Einheimische
Fluss auf der Zielona 7

Nach Elbląg kommt ein mehrkilometerlanger, sanfter Anstieg, danach eine kürzere Abfahrt und bis kurz vor Olsztynek fast durchgehend leichte Wellen bergauf und bergab.

Straße Zielona 7

Ein paar Kilometer vor Pasłęk hat ein kleines Kätzchen miauend am Baum meine Aufmerksamkeit erregt. Als ich näherkam, ist es ins Gebüsch geflüchtet, aber nach einer Weile traute es sich doch heran. Ich konnte es nicht dort lassen… Im Internet fand ich das nächste Tierheim, rief an (15 Minuten vor Schließung) und sie kamen tatsächlich und holten es ab. Falls jemand ein hübsches Kätzchen sucht – vielleicht wartet es noch auf ein Zuhause ;)

verlassenes Kätzchen

Weiter ging es über Pasłęk nach Morąg – dort beginnt das Gebiet, zu dem ich großen sentimentalen Bezug habe. Als Kind verbrachte ich jedes Ferien bei Oma und Opa in Zawroty :) Ich hatte geplant, ein bisschen durch die Gegend zu fahren, an den Seen zu sitzen, an denen ich früher gespielt habe, Brombeeren von denselben Büschen zu naschen wie vor 20 Jahren… Leider haben das Kätzchen, andere Pausen und mein zu langsames Tempo dafür gesorgt, dass es schon zu spät war. Wer Zeit hat, dem empfehle ich unbedingt, ein Stück von der Route abzuweichen und an einem der Seen Pause zu machen. In Kretowiny am Narie-See gibt es ein großes Feriendorf, wer es ruhiger und wilder mag, fährt nach Wilnowo (hier) oder Kotkowo (hier). Falls sich nichts geändert hat, war es dort früher wunderschön :)

In Zawroty biegt die Route nach Ostróda ab und führt auf einer sehr schönen Straße durch den Wald.

In Ostróda wurde es schon dunkel und kurz darauf fing es an zu regnen, deshalb wollte ich nur noch schnell ans Ziel. In Durąg bin ich von der Zielona 7 abgewichen und habe laut Google Maps eine 10 Minuten schnellere Strecke nach Gierzwałd gewählt. Das war ein Fehler – nach wenigen hundert Metern war der Asphalt zu Ende… Und dann der zweite Fehler: ich hätte umdrehen sollen. Statt 12 km Asphalt bin ich 10 km über holprigen Schotter, Sand und Kopfsteinpflaster (teilweise bergauf) gefahren. Diese 10 km haben eine Stunde gedauert, die nächsten 10 km auf ähnlichem Untergrund nochmal eine Stunde – bis zur Agrotouristik in Drwęck. Um 22:30 Uhr angekommen, schnell geduscht und ins Bett, denn am nächsten Tag standen nochmal 200 km bis Warschau an.

Der nächste Tag begrüßte mich mit Nebel.

Ich habe entschieden, nicht auf den Kopfsteinpflastern zurück nach Gierzwałd zu fahren, sondern in die andere Richtung über Lichtajny. Die Straße war deutlich besser, wenn auch nicht durchgehend befestigt. Unterwegs bin ich noch zum Strand bei Mielno gefahren (6 km von Stębark, durch das die Zielona 7 führt) – und kurz danach fing es an zu regnen… Dabei sollte es doch erst nachts regnen!

Strand in Mielno
See Mielno

Nach einer Stunde abwechselnd im Wolkenbruch und leichterem Regen und einem Blick auf die aktuellen Prognosen war meine Motivation im Keller – ich bin vom Bahnhof Działdowo mit dem Zug nach Hause gefahren. An diesem Tag bin ich also nur teilweise der Zielona 7 gefolgt.

Eine Woche später bin ich zurückgekommen :)

Morgens Zug nach Działdowo und weiter Richtung Mława. Kurz vor der Stadt lohnt sich in Mławka ein 2-km-Abstecher zum Stausee Ruda. Ich brauchte noch keine Pause, aber wer eine sucht, ist hier genau richtig.

Stausee Ruda, Flüsschen Mławka

Nach Mława kommen wir an Kühen vorbei ;) und fahren weiter Richtung Süden.

Kälbchen

Zuerst stören ein paar vorbeifahrende LKW die Freude, aber nach ca. 12 km biegen wir in Bogurzyn links ab und fahren bis Modlin auf ruhigen, wenig befahrenen Straßen.

Fast die gesamte Strecke verläuft weiter auf Asphalt, nur in Mdzewo geht es kurz auf einen Feld- und Waldweg – zum Glück recht eben.

Alternative wäre die stark befahrene Asphaltstraße über Strzegowo.

Waldweg in Mdzewo

Weiter führt die Zielona 7 über Budy Giżyńskie, ich empfehle aber den von mir gefahrenen Schleichweg: 2 km durch den Wald und danach wieder Asphalt mit schönem Blick auf die Wkra.

Dorfstraße, Zielona 7
Fluss Wkra

Und weiter durch Dörfer, Felder und Wälder – fast ohne Autos.

Waldstraße, Zielona 7

Eine weitere schöne Rastmöglichkeit ist Joniec: dort kann man am Ufer der Wkra sitzen, essen gehen, im Seilpark klettern oder Kajaks mieten.

Von dort sind es noch 20 km bis Modlin, wo leider die idyllische Tour durch Felder und Wälder endet. Man muss über zwei Brücken (schöne Aussicht, aber schwierig bei dichtem Autoverkehr und ohne Randstreifen). Danach verläuft die Route längs der normalen „Siebener“ (nicht der grünen ;)). Zuerst gibt es einen Radweg, später eine Service-Straße parallel zur Autobahn – das Rauschen und der Anblick der Autos sind aber nicht gerade mein Favorit bei Radtouren. Von „Grün“ habe ich nur dieses Tierchen getroffen :)

Grashüpfer

Erst in Łomianki kann man wieder abbiegen und über Nebenstraßen und den Las Młociński nach Warschau fahren.

Fazit: Eine wirklich tolle Route!

Wer Schlösser, Museen und historische Städte mag, findet unterwegs einige davon (Infos auf www.zielona7.pl). Mich begeistert immer mehr die Natur als Bauwerke, deshalb habe ich darauf verzichtet.

Unterkünfte sind ebenfalls auf der Seite gelistet – meist Campingplätze oder Hotels. Wer wie ich günstige Übernachtungen mit Dach über dem Kopf sucht, muss selbst recherchieren und wird wahrscheinlich ein Stück von der Route abweichen müssen.

Loading

You may also like